Praxisbeispiel aus einer Gruppensupervision mit Lehrkräften
Teilnehmer A. fühlt sich überlastet. Er ist gern Lehrer und sehr engagiert und nimmt aktiv am Schulentwicklungsprozess teil. Seit einiger Zeit geht es ihm gesundheitlich nicht gut. Vieles, was er an der Schule erlebt, ärgert ihn und kostet ihn dadurch viel Kraft. Er möchte mehr Zeit für seine Arbeit als Lehrer haben und die Aufgaben, die er darüber hinaus an der Schule übernommen hat, reduzieren.
In seiner Beschreibung wird deutlich, dass er mit sich selber hadert und zwiegespalten ist.
Ich schlage vor, die verschiedenen Stimmen, die sich in ihm zu Wort melden, in den Raum zu holen.
Wir erkunden gemeinsam, welche dies sind: Da ist der Pflichtbewusste -> “Ich habe diese Aufgaben übernommen und muss sie jetzt auch alle wahrnehmen und das gut machen”. Neben ihm findet sich der Gesundheitswächter -> “Mir geht es nicht gut und ich kann so nicht weiter machen”, ein Kritiker -> “wie manche Dinge in der Schule laufen, finde ich überhaupt nicht ok”, aber auch ein Selbstzweifler -> “Stell dich doch nicht so an, andere schaffen das auch”.
Die anderen Teilnehmer/-innen übernehmen es, diese Stimmen laut werden zu lassen. Sie übernehmen je eine der Rollen, fühlen sich hinein und beginnen ihre jeweilige Position laut werden zu lassen. Das führt nach kurzer Zeit zu einem lebhaften Schlagabtausch, den ich stoppe, um Teilnehmer A. zu fragen, wie dies auf ihn wirkt. Ich versuche mit ihm herauszufinden, was es braucht, damit diese verschiedenen Stimmen gemeinsam an einer Lösung arbeiten. Dabei erkennt er für sich, wofür jede der Stimmen nützlich ist. In einer zweiten Runde gehen die Rollenspieler in einen Dialog miteinander. Teilnehmer A. trifft am Ende die Entscheidung, in einem Gespräch mit der Schulleitung zu klären, an welcher Stelle er seinen Einsatz im Rahmen der Schulentwicklung begrenzen kann und hat dazu konkrete eigene Vorschläge.
Diese Arbeit beruht auf dem Bild vom „Inneren Team“. Jede Stimme wird dabei als Teil der Persönlichkeit verstanden, die als „Mitspieler“ im Inneren anerkannt wird. Wenn sie es schaffen, ein gutes Team zu werden, sind Lösungen und stimmige Entscheidungen möglich.